Trotz einer bestehenden Tradition an humaner Ausbildung, ist der Hauptteil des Tierverbrauchs in der Ausbildung schmerzhaft und beinhaltet das Sezieren für die Anatomie, das Üben für chirurgische Eingriffe, sowie physiologische und pharmakologische Experimente. Die Nutzung von Tieren ist aus einer Reihe von Gründen zu kritisieren:

Leiden der Tiere und ökologische Störung

Erstens leiden Tiere, wenn sie in ihrem natürlichen Verhalten eingeschränkt werden, wenn ihnen Schmerzen zugefügt werden oder sie getötet werden. Sie leiden bei ihrer Gefangennahme und beim Transport, wenn sie in Gefangenschaft leben und sich darin fortpflanzen, wenn sie zum Zweck des Sezierens getötet und zum Gegenstand von Experimenten gemacht werden. Vom ökologischen Standpunkt aus, ist es Besorgnis erregend, dass der Bestand von Fröschen, Haien und Schildkröten – die in einigen Ländern aus ihrem Lebensraum genommen werden, um in der Ausbildung eingesetzt zu werden - dezimiert wird.

Tatsächliche Darstellung von Ethik

Das weitverbreitete Vermeiden von Diskussionen bezüglich der Ethik von Tierverbrauch und Alternativen in den Naturwissenschaften prägt laut dem Biologen Prof. George Russell von der Adelphi Universität eine bestimmte Ethik-Lektion: nämlich, dass ethische Bedenken keine Rolle spielen. Dieser verborgene Lehrplan lehrt, dass das Leben nicht viel wert ist und Tiere als wegwerfbare Hilfsmittel angesehen werden können. Wenn die Wissenschaft sich selbst als in einem ethischen Vakuum existierend betrachtet, oder derartig lautende Botschaften verbreitet, können die Konsequenzen daraus für Wissenschaft und Gesellschaft sehr ernst sein.

Verstoß gegen bürgerliche Freiheiten

Vielen Studierenden lässt man keine Wahl, ob sie am Tierverbrauch für ihre praktische Arbeit teilnehmen wollen oder nicht, und sie haben kein formelles Recht auf Ablehnung. Tierverbrauchsfreie Methoden werden oftmals nicht angeboten und es besteht kein Zweifel daran, dass die Aussicht auf obligatorischen Tierverbrauch einige Studierende vom Eintritt in die Naturwissenschaften abhält. Einige, die sich zum Eintritt entscheiden, mögen bis zur letzten Minute nicht wissen, was von ihnen erwartet wird und viele sind durch akademische oder psychologische Bestrafungen zu einem Fachrichtungswechsel oder einem Austritt gezwungen worden. Eine derartige Diskriminierung ist ein Verstoß gegen ihre bürgerlichen Freiheiten: alle Studierenden sollten die Möglichkeit haben, Tierverbrauch abzulehnen und Zugang zu für ihre Ausbildung anerkannte Alternativen haben.

Verlust für die Wissenschaft

Es ist ein entscheidender Verlust für entsprechende Berufszweige, wenn Studierende wegen des Tierverbrauchs nicht mit einem naturwissenschaftlichen Studium beginnen oder fortfahren. Es ist nachteilig für die Wissenschaft im Allgemeinen und die humane Forschung im Besonderen, dass gute Wissenschaftler auf diese Weise diskriminiert werden: diejenigen, die kritisch denken, diejenigen, die mit alternativen Methoden und deren Wirksamkeit vertraut sind und diejenigen, die noch nicht ihren Respekt vor dem Leben verloren haben.
Es vergrößert auch die Geschlechterkluft innerhalb der Wissenschaft, da junge Wissenschaftlerinnen dadurch diskriminiert werden: Vor allem – aber nicht ausschließlich - Frauen zeigen eher Sensibilität und Respekt gegenüber Tieren, welchen in der derzeitigen Situation nicht Rechnung getragen wird.

„Als ich studierte, war ich nicht sicher, ob ich Tierärztin werden wollte oder nicht. Wenn man mich gezwungen hätte, an Tieren zu experimentieren, wäre es mir das nicht wert gewesen und ich hätte aufgehört. Ich denke, dass man sich weniger Gedanken über Tiere macht, wenn man Experimente an diesen durchführt. Ich denke, dass man dann anders mit Tieren umgeht und vielleicht auch mit Menschen. Ich denke also, dass es schlecht ist, Experimente an Tieren durchzuführen – man verhält sich nicht so respektvoll gegenüber Tieren, wie man es sollte.“
Dr. Tannetje Koning, Tierärztin, Zeewolde, Niederlande.

Desensibilisierung

Eine Studie, die im Veterinary Record veröffentlicht wurde, bestätigt, dass Studierende der Tiermedizin im Verlauf ihres Studiums desensibilisiert werden und es besteht kein Zweifel daran, dass der Tierverbrauch an dieser Entwicklung Anteil hat. Eine solche Veränderung eines Studierenden hat enorme Konsequenzen für ihn selbst und für die Gesellschaft als Ganzes. Der australische Student der Tiermedizin Andrew Knight schreibt:
„Am Ende des Experiments, bevor sie das Bewusstsein wiedererlangt hätten, wurden die Schafe von den Studierenden durch eine Medizinüberdosis getötet. Die Studierenden wurden angewiesen, die Brusthöhle zu öffnen, um sicherzustellen, dass die Schafe nicht wieder zu sich kommen würden. Eines der erklärten Ziele war, dass die Studierenden ein Bewusstsein für ihre Verantwortung für ein Tier unter ihrer Behandlung erhalten und die Akademiker beteuerten, dass diese Praktiken nicht desensibilisierend seien. Die Absurdität dieser Behauptungen wurde durch eine Studentin verdeutlicht, die, als sie ihre Hand in die Brusthöhle legte, begeistert feststellte, dass sie wirklich fühlen konnte, wie das Herz des Schafes zu schlagen aufhörte, als dieses starb.“

Auf Biologie fokussierend schrieb George Russell bereits 1972 im American Biology Teacher:
„Experimente dieser Art können zum systematischen und fortschreitenden Verkrüppeln der Fähigkeit zu Gefühlen und zu Veränderungen der Persönlichkeit führen, die - meiner Meinung nach - auch für jemanden ohne formelle Ausbildung in Psychologie und Psychiatrie wahrnehmbar sind... Ist es von der Vermittlung der Biologie zu viel verlangt, den Versuch zu unternehmen, Respekt vor dem Leben zu wecken und eine Liebe und Bewunderung für Lebendiges zu entwickeln?“

Schlechte Lernumgebung

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft Pädagogen und die Lehrerfahrung. Zahllose Studierende haben bemängelt, dass sie durch die praktische Arbeit an Tieren nichts lernen, dass die Experimente nicht funktionieren und sie diese nur hinter sich bringen wollen. Der Stress, den ethische Konflikte mit sich bringen, kann eine sehr schlechte Lernumgebung schaffen.
Im Gegensatz dazu gibt es rund 30 veröffentlichte akademische Studien, die zeigen, dass im Hinblick auf die akademischen Leistungen, Studierende, die tierverbrauchsfreie Lehrmethoden nutzen, genauso gut lernen und in einigen Fällen sogar besser als diejenigen, die traditionelle Experimente an Tieren durchführen. Der Biologe Dr. Jonathan Balcombe – früherer Berater für Alternativen von InterNICHE – hat die Ergebnisse dieser Studien zusammengefasst. Im Hinblick auf Qualität und Tiefe der Ausbildung ist der Lehransatz mit schädigender Tiernutzung dürftig.

Unnötiger Tierverbrauch

Die Mehrzahl der Studierenden der Naturwissenschaften werden im Lauf ihrer Karriere nie Tiere nutzen, wodurch demonstriert wird, dass die derzeitige Praxis von fragwürdiger Bedeutung für sie ist. Für diejenigen, die Tiere benutzen werden – zum Beispiel Tierärzte und einige Biologen – ist die Existenz von Kursen auf der ganzen Welt, in denen bereits tierverbrauchsfreie Methoden genutzt werden, Beweis genug, dass die älteren Ansätze nicht länger notwendig sind.

„Ich habe einen Kurs entwickelt, der gutes physiologisches Wissen und Fertigkeit vermitteln kann, ohne Experimente an Tieren zu nutzen. Für mich ist der Kurs die Norm, der ohne Experimente an Tieren auskommt, weil diese nicht notwendig sind. Es gibt so viele Möglichkeiten, physiologische Prinzipien zu demonstrieren, dass Experimente an Tieren nicht notwendig sind.“
Prof. Kerstin Lindholm-Kiessling, Abteilung Tier-Physiologie, Universität Uppsala, Schweden.

Studierende machen bereits ihren Abschluss ohne die Erfahrung des Tierverbrauchs und mögen viel besser auf die Berufe, die sie ergreifen, vorbereitet sein.

Finanziell vernünftig?

In Studien der Humane Society of the United States (HSUS) und anderer Gruppen wurden Sezierungskosten mit denen alternativer Methoden verglichen und eine beachtliche Differenz mit Kostenvorteilen für die Alternativen festgestellt. Computeralternativen mögen anfänglich hohe Investitionen erfordern, wenn in der Abteilung erst wenig Hardware vorhanden ist, aber diese Auslagen werden mit der Zeit wieder gutgemacht.
Die Anschaffung der Software ist ausnahmslos günstiger als die Kosten, die mit dem regelmäßigen Erwerb und der Unterbringung von Tieren verbunden sind. Und während der ausbildungsbezogene Nutzen einer jeden Investition in fortschrittliche Alternativen sofort sichtbar wird, kann eine weitere Anzahl anderer Vorteile wie der nachlassende Konflikt zwischen Studierenden und Lehrerenden, verbesserte Computerkenntnisse, und ein steigendes Ansehen der Lehrinstitution folgen.

Gegen den Geist der Gesetzgebung

Die Europäische Konvention 123 erklärt, dass die Studierenden im Rahmen der grundlegenden Universitätskurse überhaupt keine Tiere verbrauchen sollen. Die Europäische Weisung 86/609 erklärt, dass Alternativen genutzt werden sollen, wenn sie vorhanden sind. Viele nationale Gesetze erklären in ähnlicher Weise, dass Alternativen genutzt werden sollen, wenn sie vorhanden sind und es gibt internationale und nationale Gesetze und Konventionen gegen Diskriminierung. In einigen Ländern gibt es Gesetze, die den Tierverbrauch auf bestimmten Ebenen der Ausbildung untersagen und Gesetze und Regeln, die die Freiheit des Gewissens und das Recht, aus Gewissensgründen Tierverbrauch abzulehnen, schützen. Eine zunehmende Anzahl von Institutionen bezieht Student Choice Policies in ihre Regelungen ein und stellt Studierenden, die den Tierverbrauch aus Gewissensgründen ablehnen, Alternativen zur Verfügung, während andere Institutionen den Tierverbrauch sogar völlig ersetzen.